Herbstblues…

…oder der ganz normale Wahnsinn einer Spartenleiterin

Ein “normaler” Tischtennisspieler kommt meist in die Halle und freut sich auf viele Trainingskameraden oder ein interessantes Punktspiel – und hofft, dass die Jugendlichen, wenn man noch welche hat, die Tische aufbauen, aber schon wieder verlassen haben. Doch was muss alles passieren, damit der “Normalo” ins Training oder in den Wettkampf einsteigen kann? Als Spartenleiterin “begleite” ich dies schon seit ungefähr 25 Jahre, aber eigentlich bin ich immer mittendrin im Geschehen und vor allem in den Vorbereitungen, zumal auch ein Teil des Jugendtrainings regelmäßig auf mich wartet. Und so sieht der ganz normale Wahnsinn aus:
Da kann es sein, dass ich die erste der Trainingscrew bin, weil die anderen im Verkehr aufgehalten wurden. Vor der Sporthalle warten schon die Jugendlichen auf den Einlass. Wenn dann noch die Schülermannschaft ein Punktspiel hat, heißt es, in Windeseile die Gruppen nach dem Umziehen zu trennen, die Mannschaft beim Aufbau zu dirigieren und anschließend mit den Anfängern zum Aufwärmen in die Nebenhalle zu verschwinden. Das wird jäh unterbrochen, weil schon 2 Damen reinschauen. Nein, keine Verstärkung – sie wollen nur spielen. Auch wenn dann Unterstützung naht, kann es sein, dass der Ruf erschallt: Bitte füll doch mal den Spielblock aus und wie sehen die Doppel aus? Daneben lauscht man noch einem Elternbericht über das vorangegangene Auswärtsspiel.
Nach Ende des Anfängertrainings schleust man schnell die Kinder in die Umkleidekabinen und präpariert die Tische für die nachfolgenden beiden Damenpunktspiele. Man klärt die Einsätze der eigenen Mannschaft und delegiert das Aufschreiben. Einspielen wird ja eh überbewertet, da macht es nichts, wenn sich die eigenen Damen des Nachbarspiels auf unseren Tischen breit machen. Anschließend stellt man sich zur Begrüßung auf und verzichtet dann im eigenen Spiel auf das Doppel, um das Jugendspiel zu einem ordentlichen Ende zu führen. Die inzwischen eintrudelnden Erwachsenen freuen sich, dass die Schüler schon in ihren Abschlussdoppeln sind und machen sich über die freien Tische her. Einige haben allerdings doch Skrupel, bzw. verfolgen interessiert die tollen Aktionen unserer Nachwuchstruppe.
Zwischen Einzel 1 und Einzel 2 erledigt man das nächste Problem, nämlich die Ersatzgestellung bei den Herren, die verpeilt haben, dass nicht nur im kommenden Heimspiel, sondern auch in der darauffolgenden Auswärtswoche gleichzeitig angetreten werden muss. Dazu haben wir ja noch Damen, sprich die Spartenleiterin bereitet sich seelisch schon mal auf eine englische Woche vor. Da das aber mit Abstand das schönste Ereignis der Woche wird, freut man sich schon darauf, die Herren mit fiesen Noppen zu foppen.
Kurz vor dem Aufbruch zum Herreneinsatz, und ja vorab wieder Jugendtraining, kommt der alarmierende Anruf, dass ausgerechnet der Mannschaftsführer wegen einer Tischkarambolage am Arbeitsplatz verletzt ausfällt. Also gibt man schnell noch Telefonnummern zweier potentieller Damenersatzspielerinnen weiter, in der Hoffnung, dass sich das von “selbst” erledigt. Aber auch dieses Punktspiel läuft fast wie geschmiert, als Spartenleiterin hat man ja immer Spielblock und Bälle in der Taschen. Den Mannschaftskapitän vertritt man dann auch, indem der Spielbericht ausgefüllt und des nachts (das Spiel endete erst nach 23.00 Uhr) ins Internet eingegeben wird.
Schön wäre es ja, wenn man einfach mal nur in die Halle kommen und sich ins Training stürzen könnte (siehe oben). Dumm nur, wenn sich alle Schlüsselinhaber gegen Trainingsende vorzeitig aus dem Staube gemacht haben und man selbst bis nach 22.00 Uhr auf zwei Langduscher warten muss, bevor man endlich den Weg nach Hause antreten kann.
Da ist dann auch klar, dass man eigentlich nicht krank werden darf. Also nimmt man sich seine Grippe natürlich in der spielfreien Woche oder in den Ferien.

Nun mögen ja manche sagen, erzieh Dir Deine Leute doch anders – aber wer hat schon mal versucht, Erwachsene verhaltenstechnisch in die Spur zu bringen? Manchmal würde ich mir allerdings wünschen, dass mehr Verständnis dafür aufgebracht wird, wenn man nicht alle Fragen und Probleme auf einmal erledigen kann. Die achtarmige Krake bin ich jedenfalls nicht.

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